Der Abzug der Alliierten aus Berlin: Bedingungen – Ablauf – Folgen

Der Abzug der Alliierten aus Berlin: Bedingungen – Ablauf – Folgen

Veranstalter
AlliiertenMuseum (Berlin), Museum Berlin-Karlshorst (Berlin), Stiftung Berliner Mauer (Berlin), SIRICE (Paris), Université de Lorraine (CEGIL-Metz), Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr - ZMSBw, (Potsdam)
PLZ
10318
Ort
Berlin
Land
Deutschland
Findet statt
In Präsenz
Vom - Bis
10.07.2024 - 12.07.2024
Deadline
15.09.2023
Von
AlliiertenMuseum (Berlin), Museum Berlin-Karlshorst (Berlin), Stiftung Berliner Mauer (Berlin), SIRICE (Paris), Université de Lorraine (CEGIL-Metz), Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr - ZMSBw, (Potsdam)

Ziel der Tagung ist es, die Präsenz der Alliierten in Berlin von 1945–1994 zu bilanzieren und die Folgen, die ihr Abzug für die Stadt Berlin gehabt hat, aus verschiedenen Perspektiven (Geschichtswissenschaft, Politikwissenschaft, Soziologie, Demographie, Stadtplanung und Kunstgeschichte) zu diskutieren.

Der Abzug der Alliierten aus Berlin: Bedingungen – Ablauf – Folgen

Im Jahre 2024 jährt sich zum 30. Mal der Abzug der Siegermächte des Zweiten Weltkriegs aus Berlin und der Bundesrepublik Deutschland. 49 Jahre lang hat ihre Anwesenheit die Geschichte der ehemaligen Reichshauptstadt nachhaltig geprägt. In dieser Zeit war sie in vier Sektoren geteilt, wurde anfänglich noch gemeinsam von den vier Mächten verwaltet und entwickelte sich ab Ende der 1940er-Jahre mehr und mehr zum Brennpunkt des Kalten Krieges, in dem die Stadt sowohl geopolitisch als auch rechtlich einen Sonderstatus einnahm.

Durch die Präsenz der Sowjets im Osten und der Amerikaner, Briten sowie Franzosen im Westen wurden die städtischen Strukturen von den Siegermächten geprägt, so dass sich heute die Frage aufdrängt, welche Bereiche des Stadtlebens nicht von ihnen beeinflusst waren. Mit dem Fall der Mauer am 9. November 1989 setzte ein Prozess ein, an dessen Ende die deutsche Einheit, das Ende des Kalten Krieges und Abzug der Alliierten im Jahre 1994 steht, was für die ehemalige „Frontstadt“ einer tiefen Zäsur gleichkam.

Auf der Konferenz soll zunächst der Zeitraum bis 1994 bilanziert werden, in dem die vier Alliierten in Berlin präsent waren (1). Dann stehen die Bedingungen des Abzugs der Armeen und seine Umsetzung im Mittelpunkt (2). Schließlich sollen die Folgen, die der Abzug für die Stadt Berlin gehabt hat, aus verschiedenen Perspektiven analysiert werden (3). Es geht etwa militärgeschichtlich um die Stationierung der Bundeswehr, sozial-, kultur- und wirtschaftsgeschichtlich um die Auswirkungen auf die weitere Entwicklung der Stadt und ihrer Bewohner. Schließlich sollen die Erinnerungen an die alliierte Militärpräsenz in Berlin seit 1994 ebenso beleuchtet werden wie die vielfältigen Spuren, die sie hinterlassen haben. Ein Gang durch Berlin zeigt heute noch die topographischen Folgen, die sich aus der Präsenz der Alliierten ergaben. Gleichzeitig haben sich die Berliner Bezirke und damit die ehemaligen Orte der Besatzungsmächte in den letzten 30 Jahren grundlegend gewandelt.

Der Begriff „Militärpräsenz“ zielt hier nicht nur auf die Soldaten, sondern auch auf ihre Familien und zivil-militärische Beziehungen im Alltag. Folglich wollen wir über den militärischen Bereich hinaus eine Vielzahl von Orten der Interaktionen erfassen: Schulen, Geschäfte, kulturelle Zentren und andere gesellschaftliche oder wirtschaftliche Berührungspunkte zwischen den Soldaten und ihren Familien sowie der Berliner Bevölkerung. Gleichzeitig ist von Austauschprozessen zwischen den alliierten „Gemeinschaften“ auszugehen, die sich, so lautet die These, nicht zwangsläufig an den Grenzlinien des „Eisernen Vorhangs“ orientierten.

Ein weiteres Augenmerk soll auf der Sozialstruktur der Stadt und den Beziehungen zwischen den Soldaten und der Zivilbevölkerung liegen, was wiederum die Frage nach den vielschichtigen Wandlungsprozessen nach 1994 aufwirft: Welche Auswirkungen hatte der Abzug der Besatzungsmächte auf die Zusammensetzung der Bevölkerung? Ließ sich vor 1994 von „alliierten Gemeinschaften“ sprechen? Oder waren die „Berliner Jahre“ der Soldaten und ihrer Angehörigen eine prägende Lebenserfahrung, die nach dem Abzug nachwirkten, sei es bei jenen, die in ihre Heimat zurückkehrten, oder sei es bei jenen, die nach Ende ihrer Dienstzeit aus beruflichen oder privaten Gründen in Berlin blieben? Der Vergleich mit anderen deutschen Städten kann hier aufschlussreich sein.

Schließlich wollen wir den Bedeutungswandel des Begriffs „Verbündete“ analysieren: Wie entwickelte sich das Verhältnis zwischen den ehemaligen Siegermächten nach 1989/90, die zu Zeiten des Kalten Krieges zu Gegnern oder sogar zu Feinden geworden waren, nun aber ihr Beziehungsgeflecht neugestalten mussten? Welche Folgen hatte das Ende der UdSSR für die Erinnerung an die „sowjetische“ Präsenz in Berlin? Was bedeutete das für die verschiedenen Staaten, die aus der Teilung des sowjetischen Imperiums hervorgegangen sind? Dieser Aspekt hat vor dem Hintergrund des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine eine neue Bedeutung gewonnen. Dieser Krieg wirft die Frage auf, wie man in Berlin an die sowjetische Präsenz nach 1945 künftig angemessen erinnern kann.

Ziel dieser interdisziplinären Veranstaltung ist es daher, Fachleute aus den Bereichen Geschichtswissenschaft, Politikwissenschaft, Soziologie, Demographie, Stadtplanung und Kunstgeschichte zusammenzubringen, um diese Fragen zu diskutieren. Diese Ausschreibung richtet sich nicht zuletzt an den wissenschaftlichen Nachwuchs. Eine Publikation ist vorgesehen. Die Konferenzsprachen sind Deutsch und Englisch. Reisekosten werden nach Maßgabe des Bundesreisekostengesetztes übernommen.

Vorschläge sind bis zum 15. September 2023 an Ulrich Pfeil (ulrich.pfeil@univ-lorraine.fr) zu richten. Bitte reichen Sie einen Titelvorschlag, eine Zusammenfassung von 1.800 Zeichen in Deutsch oder Englisch sowie eine biobibliographische Notiz ein.

Wissenschaftlicher Beirat: Uta Birkemeyer, Corine Defrance, Jörg Echternkamp, Axel Klausmeier, Jürgen Lillteicher, Jörg Morré, Ulrich Pfeil

Kontakt

Ulrich Pfeil
E-Mail: ulrich.pfeil@univ-lorraine.fr